Gründung von Bärenstein

Die Geschichte von Bärenstein - Gründung

Noch im 14. Jahrhundert durchzog die Umgebung des später gegründeten Bärensteins dichter Wald. Dieses Waldgebiet wurde auf Grund seiner Baumdichte, Miriquidi (Dunkelwald) benannt. Völlig menschenleer und ohne Besiedlung war das obere Erzgebirge in dieser Zeit.

Um 1118 wird erstmalig ein „Böhmischer Steig“ erwähnt. Dieser alte Handelsweg führte durch das spätere Kühberg hinab in das Tal zur Landesgrenze und von dort weiter nach Böhmen hinüber.

Aus diesem Steig entstand in späteren Jahren die bekannte Salzstraße, ein Handelsweg von Halle nach Prag. Durch die territoriale Lage entstand drunten im Tale eine sogenannte „Einspann“ und Fuhrmannsschänke am späteren „Blechhammer“. Die Pferdefuhrwerke bekamen hier Vorspannpferde für beide Steilanstiege aus dem Tal heraus.

Bereits um das Jahr 1300 standen auf beiden Seiten des Baches erste Katen. Schmiede und Wagner siedelten sich durch den Fuhrbetrieb an. Diese erste Ansiedlung um den späteren „Blechhammer“ gilt somit als die Keimzelle der Stadt Weipert.

Nachweislich war somit eine erste Besiedlung im Bärensteiner und Weiperter Gebiet gemacht und daraus sollten später der Ort Bärenstein und die Stadt Weipert hervorgehen. Bis zur Gründung beider Orte vergingen aber noch über 200 Jahre. Trotzdem nahm die Entwicklung in der Zwischenzeit stetig weiter zu.

Um das Jahr 1375 soll ein Lehnsherr namens Krähe den Berg „Bärenstein“ und ein Lehngut vom Grafen Waldenburg als Lehen erhalten haben. 

Schon um das Jahr 1400 wurden um das Terrain der heutigen Grenzbrücke erste Häuser errichtet. Im Jahre 1413 wird ein erstes Grenzzeichen – By dem Wyprechte - genannt, 1526 spricht man vom „Wüsten Hammer Weyperth“. Am 20. Januar 1413 wurden erstmals die Besitzungen am Bärenstein und Kuhzahl  (Kühberg) erwähnt. Der Pöhlbach war zu dieser Zeit bereits, bis zum Blechhammer hinab, zum Grenzbach geworden. Um das Jahr 1430 wurde die Fuhrmannsschänke am Blechhammer völlig zerstört und lag wüst bis in das Jahr 1506.

Der Bergbau im Bärensteiner Gebiet wurde 1470 erstmalig erwähnt.

Um das Jahr 1500 wurde von den zwei Ansiedlungen in unserem Raum berichtet. Es handelte sich um Kurberk (Kühberg) und Weinperth (Weipert). Von Bärenstein war noch immer keine Rede.

Im Jahre 1519 firmte der Bischof von Meißen in Buchholz mehrere Kinder aus der Umgebung, darunter sollen auch Kinder aus dem Raum Bärenstein gewesen sein.

1520 übertrug der Abt von Grünhain dem Glashüttenbesitzer Peter Wanderer ein Waldstück zur Pechgewinnung am Stahlberg.

1526 stellte der Abt von Grünhain dem Baltasar Frenzel einen Lehnbrief „Über einen Platz und Raum am Bärenstein“ aus.

Am 10.11.1527 belehnte der Abt Johannes von Grünhain den Hans Röhlink, Bürger zu Annaberg, mit dem Bärenstein samt allen Rechten. Diese Urkunde liegt im Stadtarchiv zu Annaberg. Sie wurde später im Jahre 1927 von den Gemeindevertretern Bärenstein als Ortsgründung festgelegt.

Bärenstein war gegründet.

Im Jahre 1530 vergrößerte der Abt von Grünhain das Lehen des Hans Röhlingk bis an das diesseitige Ufer des Pöhlbaches hinab. Beachtlich, dass in dieser Zeit in Kühberg mehr Menschen lebten als in Bärenstein und Weipert.

1534 herrschte im Erzgebirge eine große Kälte, wogegen es Weihnachten 1537 ein ungewöhnliches Sommerwetter gab. Dem folgte im Juni/Juli 1540 eine große Dürre und viele Waldbrände gab es rund um Bärenstein in dieser Zeit.

Währenddessen wird in den Bärensteiner „Tiefen Hauptstolln“, „St. Jakob-Stolln“ und im Weiperter „Albinus“ von reichlichen Silberfunden berichtet.

Zu ersten Ansiedlungen am Stahlberg kam es um das Jahr 1540.

Der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen belehnte im Jahre 1546 Hans Röhlingk mit Grundstücken an und um den Bärensteiner Berg. Gleichzeitig wurde vom Kurfürsten der Forst auf dem Berg gekauft. Seit dieser Zeit ist nun dieser in Landesbesitz.

In den Jahren 1546 - 1547 erwarb Paul Spindler die Besitzungen in Weipert. Zur gleichen Zeit legten Ferdinand I. und der Kurfürst von Sachsen Grenzveränderungen zwischen Böhmen und Sachsen fest. Hauptsächlich betraf dies Kühberg. Während der östlich vom Pöhlbach gelegene Teil zu Weipert kam, wurde der westliche Teil mit Bärenstein vereinigt.

1548 wurde Bärenstein als "Flecken" urkundlich erwähnt und galt in dieser Zeit als Ratsdorf von Annaberg.

Während des Sommers 1550 entwurzelte ein schwerer Sturm eine Fichte im Gebiet um das heutige Neugeschrei. Durch die sich aufstellende Wurzel wurde ein Erzgang freigelegt. Dieses Berggeschrei führte damals zur Gründung des Weiperter Stadtteiles „Neugeschrei“.

Das noch heute ziemlich im Urzustand existierende „Martinskirchlein“ wurde im Jahre 1551 erbaut und die Bewohner Bärensteins wurden mit eingepfarrt. Das gut renovierte Kirchlein befindet sich etwas oberhalb vom Weiperter Bahnhof. Bei der gleich gegenüber des Kirchleins gelegenen Parkanlage, handelte es sich um den ehemaligen Städtischen Friedhof. Selbiger wurde im Jahre 1908 aufgelassen und sämtliche Gebeine wurden zum jetzigen Waldfriedhof umgebettet.

1556 kam es zwischen dem Kurfürstentum Sachsen und dem Königreich Böhmen noch einmal zu einer Grenzziehung zwischen beiden Staaten. Diese damalige Grenzfestlegung trägt bis heute ihre Gültigkeit.

Bereits ein Jahr später wurde die Grenzbrücke über den Graben (Pöhlbach) errichtet. Der Weg über die Grenze wurde sofort gepflastert.

Hauptsächlich auf der östlichen Seite des Pöhlbaches blühte der Bergbau stetig auf und immer mehr Bergleute besiedelten das Gebiet um Weipert herum.

In der Zeit nach 1560 kam es zu ersten Verhandlungen des Rates der Bergstadt Annaberg mit der Herrschaft Hauensteins und dem Erbrichter Spindler aus Weipert. Hierbei ging es um die Wasserentnahme aus dem Pöhlbach für die Speisung des späteren Floßgrabens. Dieser wurde von 1564 -1566 erbaut und diente der Holzflößerei von Stahlberg an dem Fuße des Pöhlberges. Der Graben fand seinen Ursprung am heutigen Schraubenwerk und führte unmittelbar an der B 95 entlang, wobei er noch in den 1960er Jahren bis kurz vor dem ehemaligen Kaufhaus „Porst“ nicht abgedeckt war. Des Weiteren führte der Graben am Sächsischen Haus vorbei, folgte der Bahnhofstraße und führte dann immer an der Bahnstrecke entlang bis nach Annaberg. Die spätere Bahnlinie von Königswalde nach Annaberg - oberer Bahnhof - schlängelte sich auf dem ehemaligen Floßgraben entlang. Im Jahre 1839 wurde letztmalig Holz von Bärenstein nach Annaberg geflößt. An einem Fels direkt am Floßgraben, nahe des Eisenbahntunnels wurden, wahrscheinlich durch Floßknechte, Innschriften eingemeißelt und sind noch heute gut erkennbar.

In den Jahren 1568, 1590 und 1598 wurden in unserem Gebiet Erdbeben registriert.

1597 wurde über den Pöhlbach eine steinerne Grenzbrücke errichtet, sämtlicher Verkehr nach Süden lief über den Keilberg in Richtung Karlsbad. Die Straße von Bärenstein nach Oberwiesenthal gab es damals noch nicht.

Im Jahre 1613 belehnte der Kurfürst Johann Georg die Stadt Annaberg mit dem Berg Bärenstein und allem Zubehör. Somit war Bärenstein nun offiziell Ratsdorf von Bärenstein.

Protestantische Stände zogen zur Verhandlung nach Prag, wurden aber abgewiesen. Demzufolge wurden am 25. Mai 1618 die Kaiserlichen Räte aus dem Fenster gestürzt. Worauf sich die Lage zwischen dem katholischen Kaiserhaus und den protestantischen Ständen weiter verschlechterte. Es häuften sich die kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Bärensteiner Männer mussten nach Annaberg zur Musterung und am 08. November 1620 kam es zur Schlacht am weißen Berg bei Prag, welche von den Protestanten verloren wurde. Grausam war die Rache des Jesuiten-Kaisers Ferdinand II. und viele Patrioten wurden hingerichtet. Rückkehrende Heerhaufen zogen entlang der Salzstraße und auch die Bärensteiner und Weiperter Bewohner flüchteten in die dichten Wälder, um so den Grausamkeiten der Kriegsknechte zu entgehen. Da Bärenstein protestantisch war und Weipert und das gesamte Böhmen zum katholischen Kaiserreich gehörte, lagen beide Orte direkt im Brennpunkt der Auseinandersetzungen. Der Krieg verlagerte sich nach Sachsen und der Kaiser Ferdinand II. begann mit der gewaltsamen Katholisierung Böhmens. Sämtliche protestantische Pfarrer mussten das Land verlassen, Pfarrer Bruckmann aus Weipert ging nach Cranzahl. Bärensteiner und Weiperter Christen gingen nun nach Cranzahl, Königswalde oder Neudorf zum Gottesdienst.

1624 verschärften sich die Maßnahmen gegen die lutherische Bevölkerung in Böhmen immer härter und im Jahre 1627 hatten alle Protestanten, die nicht katholisch werden wollten, das Land binnen 6 Monate zu verlassen. Viele Weiperter Familien siedelten sich daraufhin auf der Westseite des Pöhlbaches an.

Im Jahre 1631 zogen die Truppen des Sächsischen Kurfürsten nach Böhmen. Dort wurden sie bereits ein Jahr später geschlagen und zogen über den Pass zurück. Etwa 1000 Mann der kaiserlichen Truppe unter Oberst Brandenstein zogen über dem Blechhammer nach Annaberg. Bärensteiner Güter wurden dabei in Brand gesteckt und überall kam es zu Plünderungen. Vom Blechhammer bis nach Preßnitz war die Salzstraße mit Verhauen und Schanzen versperrt. Die sogenannte „Schwedenschanze“ ist oberhalb vom Blechhammer noch heute sehr gut zu erkennen.  

Im Jahre 1635 machte sich Bärenstein kirchlich selbständig und die Gottesdienste wurden im „Brückenhaus“ nahe der Grenzbrücke abgehalten. Gleich neben der Grenzbrücke wurde damals ein Friedhof angelegt. Bei Bauarbeiten in späteren Zeiten kam es immer wieder zu Knochenfunden.

Während dieser Zeit wüteten schwedische Söldner unter General Banner grausam in Sachsen und Böhmen. Später wurde Banner geschlagen und flüchtete über den Pass aus Böhmen. Ein großer Teil seiner Truppe geriet auf der Flucht in das Hochmoor bei Schmiedeberg und versank. Noch viele Jahre später, entdeckte man beim Torf stechen noch Hufeisen und anderes militärisches Gerät. Ein Gedenkstein an der „Totenheide“, nahe des Schmiedeberger Bahnhofes, erinnert noch heute daran.

Auf dem „Bärensteiner Berg“ war ein Wächter ständig eingesetzt. Dieser hielt ständig Ausschau nach feindlichen Truppen. Bei Annäherung sollte er eine hoch aufgestellte Stange umwerfen. Dies war dann das Zeichen für die Bärensteiner Bevölkerung, um in die schützenden Wälder zu flüchten.

Endlich erklang im November 1648 der sehnlich erwartete Ruf: „Es ist Friede“. Für die Hälfte der Bevölkerung Sachsens und Böhmens kam dieser Ruf leider zu spät, sie hatten diese schreckliche Zeit nicht überlebt, viele Häuser von Bärenstein und Weipert waren niedergebrannt und die Bergwerke waren verödet.

Mit diesem Ruf „Es ist Friede“, endete nicht nur eine grausame Zeit für unser Gebiet an der Grenze, sondern auch ein 30jähriger schrecklicher Krieg. Ein Aufatmen ging durch die Bevölkerung auf beiden Seiten des Grenzbaches, endlich war Frieden.

Am 26. Juli 1650 wurde in Weipert ein Friedensfest gefeiert.